Köln, wir müssen reden! Report vom 29. November 2018

Ist uns die Inklusion zu anstrengend?

Gastrednerin: Eva-Maria Thoms, 1. Vorsitzende von mittendrin e.V.

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

Köln, wir müssen reden. ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 29.10.2018 durfte „Köln, wir müssen reden“ die 1. Vorsitzende von mittendrin e.V., Eva-Maria Thoms, begrüßen. Thema des Abends war die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und wie es um die Inklusion in Kölner Schulen steht.

Mittendrin e.V. wurde vor 12 Jahren von Eltern mit Kindern mit Behinderungen gegründet und hat das Ziel, sich für längeres gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen und besser Bedingungen dafür einzusetzen. Ausschlaggebend waren für viele die Erfahrungen bei der Einschulung der eigenen Kinder.

Köln ist ein guter Standort für Inklusion: Die Stadt habe sich als erste Kommune in NRW selbst dem Thema angenommen und neben dem Beschulungsplan auch einen Inklusionsplan erstellt, und die Regelungen nicht nur dem Land überlassen. Vieles läuft in Köln aber trotzdem schwerfällig. Viele Schulen gemeinsamen Lernens hätten nicht die Kraft, sich der Inklusion richtig zu widmen, Inklusion werde wieder vermehrt als Problem dargestellt und wahrgenommen, manche Schulen vermittelten Eltern und Kindern das Gefühl, dass die Schwere der Behinderung mehr ist, als die Schule zu leisten gewillt ist. Und obwohl Köln mit der Inklusionsquote nah an 50 Prozent ist, seien die Förderschulen vor allem für Kinder mit körperlicher oder geistiger Behinderung genauso voll und im Förderschwerpunkt emotionale Entwicklung sogar voller als vor 12 Jahren.

Inklusion funktioniere nicht, ohne dass die Gesellschaft sie mittrage. Die Passivität, die bei vielen Nichtbetroffenen in Bezug auf das Thema herrsche, passe nicht in das Bild einer solidarischen Gesellschaft. In den letzten Jahren hat die Solidarisierung mit gesellschaftlichen Minderheiten zugenommen, aber das Engagement für Menschen mit Behinderungen leider nicht. Es bleibt die Frage: Warum ist das so? Und was kann jede*r Einzelne tun?

Am wichtigsten seien zivilgesellschaftliches Engagement und Zusammenhalt: Lehrer*innen und Eltern müssten sich zusammentun und nicht mehr passiv dabei zusehen, wie Kinder mit Behinderungen ausgeschlossen oder weggedrängt werden, denn Teilhabe sei ein Menschenrecht und Inklusion ein Wert, von dem alle profitieren können. Eltern und Lehrer*innen dürften Entsolidarisierungsprozesse nicht zulassen. Anstatt Schwierigkeiten durch ein Abschieben von Schüler*innen auf andere Schulen zu lösen, wäre es wünschenswert, dass sich die Schulgemeinschaft zusammensetzt und gemeinsam nach Ressourcen und Lösungen sucht. Insbesondere die Eltern müssten mobilisierbar sein, um einen besseren Umgang mit Inklusion einzufordern. Nicht zuletzt brauche es eine breite Unterstützung von Nicht-Betroffenen, um der Forderung nach besseren Bedingungen für die Inklusion Nachdruck zu verleihen.

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