Was hat die SPD je für uns getan? Die Fernuniversität Hagen

Was hat die SPD je für uns getan? Die Fernuniversität Hagen

Schon seit einigen Wochen geben wir euch bei Facebook und auf Instagram Antworten auf die Frage: “Was hat die SPD je für uns getan?”. Heute wird es an dieser Stelle noch etwas ausführlicher. Unser Vorstandsmitglied Walter Schulz hat hier für euch einige Informationen zur Fernuniversität Hagen zusammengetragen:

„Zum 1. Dezember 1974 wird eine Fernuniversität als Gesamthochschule mit dem Sitz in Hagen gegründet.“ So beginnt das Gesetz über die Errichtung einer Fernuniversität in Nordrhein-Westfalen – FUEG – vom 26. November 1974. Eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Heute undenkbar: Bereits zehn Monate später lief der Studienbetrieb mit 1.330 Studierenden an – der 1. Oktober 1975 wurde damit zum zentralen Datum in der Geschichte der Fern Universität Hagen.

Seit dem Ende der 1960er Jahre wurde über die Einführung einer Bundes-Fernuniversität diskutiert. Insbesondere die Studierenden und ihre Organisationen verlangten den Einsatz technischer Medien in der Lehre, stärkere Beteiligung der Studierenden und die Einführung eines Fernstudiums. Kommissionen tagten, Experten beratschlagten, Institutionen grübelten. Der Gründungsrektor Otto Peters erinnerte sich: „Diese Planungen zogen sich wie bei einer schwierigen Geburt über einen langen Zeitraum hinweg. Schon bald sahen Experten, dass sich diese geplante neue Bundes-Fernuniversität wegen ihrer Größe nur schwer managen und finanzieren lassen würde. Es drohte ein Fehlschlag.“ Dem stellte sich der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister Johannes Rau (SPD) Entgegen. Weil er sah, dass das Vorhaben scheitern würde, startete er die „Geheimoperation Fernuniversität“, eine Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen. Raus Credo:  Für einen rohstoffarmen Staat wie die Bundesrepublik Deutschland „ist und bleibt Bildung, Ausbildung und Weiterbildung elementare Grundlage gesellschaftlicher Existenz und der notwendigen Behauptung im internationalen Wettbewerb“.

Ab Mai 1974 entwickelte ein Vorbereitender Gründungsausschuss Raus Konzept weiter: Eine Weiterbildungsuniversität, an der insbesondere Berufstätige im Teilzeitstudium ihr Wissen verbessern und aktualisieren sollen, mit praxisorientierten Lehrinhalten in gedruckten Studienbriefen, auf Audio- und Videokassetten und studienbegleitenden Leistungs- und Lernkontrollen wie computergerechte Tests, fachliche Beratungen und Präsenz-Lehrveranstaltungen in Studienzentren.

In Teilen der wissenschaftlichen Welt galt die Fernuniversität als „Paradiesvogel“, in konservativen und sogar liberalen Politikerkreisen als „sozialistisches Bildungsexperiment“. Der Gründungsrektor der FernUniversität, Prof. Otto Peters resümierte.“ „Es war eine tolle Zeit des Aufbruchs, alle waren begeistert – und die Arbeit war von Erfolg gekrönt!“

(Zum Nachlesen: https://www.fernuni-hagen.de/universitaet/geschichte/test_geschichte.shtml, Sylvia Dreesbach)

Inzwischen haben Zehntausende an der Fernuni studiert und Abschlüsse gemacht. Vielleicht spricht diese Eine für Alle: „Als Mama von fünf Kindern kam für mich nur die FernUniversität in Frage. Ein Präsenzstudium würde für mich nicht funktionieren“. Dr. Martina Albach freiberufliche Softwaretesterin studiert in Hagen Informatik, engagiert sich dort in der Fachschaft und ist Mutter von fünf Kindern.

Zur bildungspolitischen Erfolgsgeschichte der SPD gehören auch die Universitäten von Bochum. Duisburg, Wuppertal. Und dahinter steckt ein sozialdemokratisches Zukunftsprojekt, das Johannes Rau am 27. März 2001 in Wuppertal so beschrieben hat.

Universitäten haben eine solche Sogwirkung auf die Region und für die Region, dass eine Region, die keine Universität hat, veröden muss. Wenn wir wollen, dass das Bildungsgefälle aufgehoben wird, dann müssen wir dahin, wo Arbeitnehmer sind.“

(Text aus: https://www.fernuni-hagen.de/universitaet/index.shtml)

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Bildung neu denken – Ideen für die Schule nach Corona

Bildung neu denken – Ideen für die Schule nach Corona

In diesem Schuljahr haben die Kinder bisher häufiger zu Hause als in der Schule gelernt. Das lief – zumindest in unserer Familie – mehr gut als schlecht. Woran das liegt? Es liegt an dem eigenen Zimmer, dem eigenen Laptop, an den Eltern, die ebenfalls im Homeoffice arbeiten und somit vor Ort sind bei inhaltlichen Fragen, technischen Problemen oder bei Lust auf ein „Pausenbrot“.

Aber vor allem liegt es an der engagierten Klassenlehrerin, die meinen Jungen regelmäßig anruft, tolle Padlets erstellt, alles Eingereichte lobt und sogar digital in einer Klassen-Galerie ausstellt, Videokonferenzen mit Grundschülerinnen durchführt. Eine Lehrerin, die einfach super ist: engagiert, empathisch, motivierend.

Als Lehrerin habe ich aber auch die andere Seite des digitalen Unterrichts und vor allem des Aussetzens der Präsenz vor Ort erlebt:

Kinder, die nicht erreichbar sind, die morgens nicht geweckt werden, die sich zusammen mit Geschwistern ein Zimmer teilen müssen oder gar auf sie aufpassen, da die Eltern arbeiten müssen. Kinder, die mit den Aufgabenstellungen alleine gelassen werden, die ausschließlich mit dem kleinen Display eines Handys und mit instabilem W-lan arbeiten müssen und dann auch noch mit schlechten Noten oder gar Bußgeldern wegen Nicht-Teilnahme am digitalen Unterricht konfrontiert werden.

Wie können wir diese positiven und negativen Erfahrungen und Ansätze der Coronakrise in zukunftsweisende Ideen umwandeln?

Bestätigt wurde meines Erachtens, dass der persönliche Kontakt und die Beziehung von der Lehrerin zu den Kindern sehr wichtig ist. Sowohl mein Sohn, als auch meine Schülerinnen arbeiteten immer dann „gut“ und motiviert, wenn diese mit persönlichen Kontakten oder einer persönlichen Motivation begleitet wurden. Leben und Lernen funktioniert nicht ohne Emotionen. Wird ein Lerninhalt mit Emotionen verbunden, erhält er eine Bedeutung für den individuellen Lernerfolg und wird längerfristig gespeichert.

Nicht erst seit der Hattie-Studie wissen wir, dass personenbezogene Faktoren (z.B. sozioökonomischer Status, Engagement des Elternhauses, Beziehung zur Lernperson) bedeutend für die Vorhersage des individuellen Lernerfolges sind.

Auch der Bestseller-Autor Aladin El-Mafaalani bringt es auf den Punkt in seinem Werk „Mythos Bildung – Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft“: Wir lernen erst, wenn zwei Komponenten vorhanden sind.“ Zum Einen müssen wir uns die Welt aktiv durch Lernen und persönliche Erfahrung mit dem Bildungsgegenstand aneignen; zum Anderen ist es vonnöten, das theoretisch Erlernte mit sich selber in Beziehung zu setzen. Erst damit erhält das Gelernte einen Wert und wird verinnerlicht. Nur so kann es gelingen, bedeutsames Wissen und Kompetenzen zu erlangen.

Und für beides brauchen wir Schule in Präsenz, empathische Lehrerinnen und die Möglichkeit, das Erlernte anzuwenden, auszuprobieren, in Beziehung zu setzen. Dafür benötigen wir soziale Kompetenz, sie ist neben der emotionalen Kompetenz die Grundlage für alle Interaktionen, also insbesondere auch für das Lernen. Ich wünsche mir für die Schule der Gegenwart, dass der Erwerb kommunikativer, methodischer und sogenannter Selbstkompetenzen im Vordergrund steht. Schülerinnen sollen in der Lage sein, ihr eigenes Lernen zunehmend selbst zu steuern und zu reflektieren.
Ich wünsche mir ein „Shift from teaching to learning“ – weg vom Unterrichten hin zum Lernen.

Digitalisierung ist nicht erst seit der Corona-Pandemie „in aller Munde“.

Doch was heißt eigentlich Digitalisierung im Bereich Bildung? IPad-Klassen, digitaler Unterricht, einmal die Woche in den Informatikraum gehen? Eben nicht. Digitalisierung muss institutionalisiert sein, von Anfang an mitgedacht werden und in allen Fächern „vorkommen“.

Wir brauchen eine nachhaltige Implementierung in allen Fächern, mit Hilfe derer der Umgang mit dem Internet erlernt wird. Hilfsmittel (Word, Exel, ect) sollen fortwährend in allen Fächern erlernt und angewand werden. Genauso wichtig ist aber auch der empathische Umgang mit Cybermobbing, dem Verständnis der Gefahren von Tic-Toc und anderen Plattformen.

Es gibt eben keine Trennung zwischen der Welt der Familie/des Umfelds, der Schule und der eigenen digitalen Welt. Das alles sollten wir verantwortlich miteinander verknüpfen, damit unsere Kinder ganzheitlich lernen.

Ich wünsche mir, nach der Corona-Pandemie mehr denn je, eine ganzheitliche, gerechte Schule, in der die Welten unserer Kinder nicht künstlich getrennt, sondern ganzheitlich betrachtet und gelehrt werden.

Aus dem OV-Vorstand: Iris Frerich

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Nach der Kommunalwahl ist vor der Stichwahl

Nach der Kommunalwahl ist vor der Stichwahl

Der Tag nach der Kommunalwahl. Wie sicher viele verstehen können, sind wir noch ein bisschen sprachlos. Und trotzdem haben wir an diesem Tag viel zu sagen:

Danke

Zunächst einmal möchten wir uns bei all unseren fleißigen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern bedanken. Ihr habt einen super Job gemacht und wart voller Spaß und Elan dabei.

Danke für eure Unterstützung!Danken möchten wir natürlich auch all den Wählerinnen und Wählern, die uns ihre Stimme gegeben haben. Auch wenn es nicht für die Mehrheit gereicht hat, sind es ja auch nicht wenige, die an uns glauben. Danke dafür!

Gratulation

Wir gratulieren hiermit dem Wahlkampfsieger, den Grünen, aber auch allen anderen Parteien, die es in den Rat und die Bezirksvertretung geschafft haben. Wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit in den nächsten 5 Jahren.

Wie geht es jetzt weiter?

Aber auch wenn unser Ergebnis nicht so ausgefallen ist, wie wir uns das gewünscht haben, werden wir im Rat und der Bezirksvertretung weiter unser Bestes für die Bürgerinnen und Bürger von Köln geben. Wir stehen weiterhin für ein gerechteres, sozialeres Köln und haben weiterhin eine Stimme, die sicher auch gehört werden wird.

Stichwahl. Für den Wechsel jetzt: Andreas Kossiski!

Und apropos Stimme: Bei der Bürgermeister*innenwahl ist das letzte Wort noch nicht gesprochen! Henriette Reker hat trotz den guten Prognosen keine eindeutige Mehrheit geholt und wird jetzt bei der Stichwahl in zwei Wochen gegen unseren Kandidaten Andreas Kossiski antreten. Wir werden weiter dafür kämpfen, dass der Stillstand in Köln mit ihm beendet wird und werfen uns für zwei weitere Wochen in den Wahlkampf.

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Flachkopf des Monats März 2020

Flachkopf des Monats März 2020

Unser Vorstandsmitglied Walter Schulz kürt seit längerem den “Flachkopf des Monats” auf seinem Facebook-Account. Ab sofort findet ihr seine Gedanken zum aktuellen Tagesgeschehen auch auf unserer Website. Los geht es in dieser Zeit der Unsicherheit und des Ausnahmezustands mit dem Flachkopf für März 2020:


Aus gegebenem Anlass erscheint diese Preisverleihung vorzeitig. Niemand weiß, wie es den Juroren morgen ergeht. Mithin: „Carpe diem“! Aus demselben Grunde geht der Preis nicht an eine Person oder Institution. Wir vergeben ihn an eine Denke!

Zur interessantesten Entwicklung seit der Verschärfung der Coronapandemie gehört das Aufblühen der Freiheitsbewegung, wenn auch vordringlich im Mantel einer Freizeitbewegung.
Die Sorge um den Verlust bürgerlicher Rechte trieb sogar unseren nordrheinwestfälischen Ministerpräsidenten zu der Feststellung, die Religionsfreiheit sei beschränkt worden. Dem ist selbstverständlich nicht so. Man darf weiterhin rheinischer Katholik, gläubiger Muslim oder bekennender Buddhist sein. Nur die Verhandlung mit den jeweilig Allerhöchsten sollen individuell geführt werden. Das galt eigentlich aber auch bisher schon für alle Gebete, selbst wenn dazu gemeinsam der Helm abgezogen werden musste. Die Klage, wir lebten faktisch in einem rein calvinistischen Land, in dem man nur noch arbeiten und elementare Grundbedürfnisse stillen dürfe, ist insofern unberechtigt. Jeder darf auch weiterhin Pfeife oder sonst was rauchen, Wein oder sonst was trinken, Filmchen oder sonst was schauen. Auch häusliche Ringkämpfe mit Kindern oder PartnerInnen sind nicht verboten.

Selbst die Ausübung demokratischer Mitwirkungsrechte ist nicht untersagt, wenn auch die Versammlungsfreiheit aus Gründen des Fremd- und Selbstschutzes ausgesetzt ist. Es bieten sich alternativ zum Beispiel diverse, durch das Internet laufende Petitionen an. Man darf sich auch weiterhin über die durchaus zahlreich vorhandenen Medien ein Bild der Zustände in der Welt machen und sich Kenntnis darüber verschaffen, in welchen anderen Regionen der Welt COVID-19 verheerend wirkt. Zugleich gibt es weiterhin Berichte über die unhaltbaren Zustände an den Außengrenzen der EU, über Krieg im Irak und Syrien, Heuschreckenkatastrophen in Teilen Afrikas und Erdbeben in Asien. Selbst im Mittelmeer ertrinken weiterhin Menschen. Wer sich also sozial, demokratisch und politisch betätigen will, findet Gelegenheit zuhauf.

Wenig sinnvoll ist allerdings der Ruf nach freier Entfaltung der Persönlichkeit in Party- oder Mannschaftsspielform oder der Schutz von Friseurläden als Ersatz für andere Jugend- und Kaffeeliebhabertreffs. Da ist das Argument der Verhinderung von Ansteckungen, eigener oder fremder, zur Verlangsamung der Epidemie in vollem Umfang nachvollziehbar, wenn man die begrenzte Zahl von Intensivpflege- oder Beatmungsplätzen, von einsetzbarem Personal und verfügbaren Hilfsmitteln in Rechnung stellt. Falls bei Irgendjemand der Gedanke aufkommt, es werde übertrieben, in aller Regel handele es sich um Menschen, die eh aus Alters- oder Erkrankungsgründen auf den Intensivstationen gelandet wären. Nicht ganz, auf den Fluren liegen Opfer aus allen Alters- und Gesellschaftsklassen.

Es hilft auch nicht, zu beklagen, dass in den vergangenen Jahren im Gesundheits- und Pflegewesen Sparorgien veranstaltet worden sind. Wir müssen aktuell mit dem Resultat einigermaßen vernünftig umgehen! Die Einschränkung von Freiheitsrechten bewegt sich an dieser Stelle sicherlich auf dem Niveau der Durchsetzung von Ampeln im Straßenverkehr. Und diese wurden bisher zumindest nicht als demokratiegefährdend eingeschätzt.

Abgesehen davon sollte sich bei dieser Gelegenheit der Chor kritischer Geister erinnern, dass die Sparkonzepte den Beifall der politischen und sozialen Mehrheiten fand. Falls daran Zweifel bestehen, hält die TagesschauApp die Ergebnisse früherer Wahlen vor!

Der Hinweis gilt außerdem, dass sogar Toilettenpapier immer weniger verfügbar ist, wenn es nicht genügend gesunde Anlieferer gibt. Dies geben wir daher vorsorglich unseren Preisgewinnern dazu. Leider allerdings war es nicht in ausreichenden Mengen vorrätig.


Hier geht es zum Original-Post von Walter Schulz bei Facebook:

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Liefern am Limit. Gute Pizza – schlechtes Gewissen?

Liefern am Limit. Gute Pizza – schlechtes Gewissen?

Köln, wir müssen reden! Report vom 30. September 2019

Gastredner: Keno Böhme

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

„Köln, wir müssen reden“ ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 30.09.2019 durfte „Köln, wir müssen reden“ Keno Böhme von Liefern am Limit, einem offiziellem Projekt der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, begrüßen. Diskutiert wurde über die aktuelle Situation der Fahrradkuriere und wie wir als Gesellschaft und vorallem wie die Politik mit dem Wandel in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung umzugehen haben.

Heutzutage liest man fast wöchentlich in Interviews und Reportagen über die unvorstellbaren Arbeitsbedingungen und Machenschaften der Dienstleistungsanbieter in Deutschland. Nach dem Lesen von solchen Artikel ist die Frage, wieso Menschen unter diesen Bedingungen arbeiten gehen, die erste die man sich stellt. Dies war auch die erste Frage, die sich Keno Böhme der Projektsekretär von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und Social-Media Manager von Liefern am Limit stellen musste. Seine interessante Antwort war, dass der Job vergleichbar mit dem eines Schiedsrichter auf dem Fußballplatz sei. Man mache den Job an sich gerne und hätte auch Spaß an diesem, aber dieser würde durch die Bedingungen des Arbeitgebers getrübt. Deswegen sei es für ihn umso wichtiger, für seinen Job und für bessere Arbeitsbedingungen für sich und seine Kollegen zu kämpfen.

In Deutschland haben sich die Lieferdienst-Anbieter vor allem in den größeren Städten des Landes einen schonungslosen Krieg um die Vorherrschaft des Marktes geliefert. In den letzten Jahren ist der deutsche Markt durch Übernahmen und das Zurückziehen einzelner Firmen in großen Bewegungen gewesen. Das Ergebnis von diesem Machtkampf ist, dass takeaway.com (Foodora, pizza.de, Lieferheld, lieferservice.de& Lieferando) eine Art Monopolstellung in Deutschland errungen hat. Der einzige Konzern, der dem ganzen noch Paroli bieten konnte (Deliveroo), hat sich im vergangenen Jahr aus dem Deutschland-Geschäft zurückgezogen. Durch diese Umstellungen und Übernahmen haben vor allem die Arbeitsbedingungen der Arbeiter sowie die Arbeiter selbst drunter gelitten. So berichtetet Keno, dass Deliveroo bei seinem Rückzug aus Deutschland zuerst den Bestandskunden dies mitgeteilt hat, ehe die Mitarbeiter davon erfuhren. Außerdem hat takeaway.com bei der Übernahme von Foodora (ehem. Delivery Hero) die für die Branche moderaten Arbeitsbedingungen von der hauseigenen Tochterfirma Lieferando an die bekannten schlechten Verhältnisse von Foodora nach unten angepasst hat.

Keno betont, dass man von Firma zu Firma unterscheiden muss in Bezug auf Arbeitsbedingungen, da dort gehörige Unterschiede vorhanden sind. Dies sei ihm während seiner Tätigkeit bei drei verschiedenen Lieferdienstanbietern aufgefallen. Nichts desto trotz sind seine Berichte zu den jeweiligen Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Betrieben ernüchternd und klingen unvorstellbar in einem Land wie Deutschland. So gab er unter anderem an, dass es mehrmals Vorfälle bei Deliveroo gab, wo in den Winter Monaten die Löhne ausfielen, dass Mitarbeiter, die sich kritisch äußerten oder es in Betracht zogen, einen Betriebsrat zu gründen, fristlos gekündigt wurden oder der befristete Vertrag nicht verlängert wurde (Deliveroo &Foodora). Außerdem erzählt er, dass Unterschiede in der Beschaffung von der Ausstattung der Kuriere in den Firmen herrsche. So verlangen einige Anbieter von ihren Mitarbeitern, dass sie die eigene Kleidung und das eigene Fahrrad bereitstellen und die Boxen, in denen dass Essen transportiert wird, mit nach Hause nehmen müssen. Eine Entschädigung seitens der Firma bezüglich eines Verschleißes der eigenen angeschafften Geräte oder allgemeine Pauschalen ,wie in anderen Berufen, gibt es nicht und finden auch keinen Gehör in der Branche. Herr Böhme kritisiert dabei gleichermaßen die Rolle der Justiz, da Klagen, die eine Entschädigung für die Arbeitnehmer beinhalten, ins Leere laufen, da man den Grad eines Verschleißes am Fahrrad oder am Handy nicht bestimmen und so keine Entschädigung ausgezahlt werden kann. Desweiteren bemängelt er, dass es keine Verbandsklagen Möglichkeit für Arbeitnehmer gibt und so jeder Kampf alleine geführt werden muss.

Arbeitsbedingungen dieser Art dürfen keine Basis in diesem Land finden, da vor allem die aufgrund der Digitalisierung des Arbeitsmarktes neu-entstehenden Konzerne die bestehenden Lücken in den veralteten Arbeitsschutzgesetzen ausnutzen und daraus ihren Profit schlagen. Die Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) prangert dies an und fordert, dass wenn ein fairer Lohn und ein allgemeines Arbeitsrecht für das Unternehmen nicht finanziell tragbar sind, dann darf eine solche Firma in Deutschland sein Geschäft nicht ausführen. Ein Konzern, welches auf Ausbeutung seiner Arbeiter beruht, kann keinen Platz in unserem Land haben und ist nicht unterstützenswert. Wer, wenn nicht die SPD muss dieses Thema angehen und für die Rechte der Arbeiter in den neuen Berufsfeldern wie Kuriere aller Art oder sogenannten „Juicern/Chargern“ eintreten.

Der digitale Wandel im Arbeitsbereich schreitet unaufhaltsam voran und stellt unser Leben, so wie wir es kennen, auf den Kopf. Deswegen müssen wir uns die Frage stellen, wie wir eine faire und gerechte Arbeit im digitalen Zeitalter gewährleisten können. Hier ist die Politik gefordert unsere bereits bestehenden und funktionierenden Arbeiterschutzgesetzte in das neue Zeitalter zu überführen, sowie die bereits bestehenden Strukturen so zu formieren, um bestehende Schlupflöcher schließen zu können. Nur so können wir es schaffen, dass Arbeitnehmer für den Schritt ins digitale Zeitalter gewappnet sind.

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Straßenausbaubeiträge – Schluss mit der Abzocke!

Straßenausbaubeiträge – Schluss mit der Abzocke!

Köln, wir müssen reden! Report vom 28. Oktober 2019

Gastredner: Stefan Kämmerling MdL

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

„Köln, wir müssen reden“ ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 28.10.2019 durfte „Köln, wir müssen reden“ den NRW Landtagsabgeordneten und kommunalpolitischen Sprecher der NRW SPD-Landtagsfraktion, Stefan Kämmerling, begrüßen. Diskutiert wurde über die Straßenausbaubeiträge und inwiefern man diese sozialverträglich gestalten könne.

In Nordrhein-Westfalen müssen sich die Eigentümer von Häusern an den Kosten beteiligen, wenn die Kommune vor ihrer Tür eine Straße erneuert, den Gehweg ausbessert oder eine neue Laterne aufstellt. „Wir, die SPD im Landtag von Nordrhein-Westfalen, wollen diese sogenannten Straßenausbaubeiträge abschaffen“, sagt der Landtagsabgeordnete und kommunalpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Stefan Kämmerling und erklärte, warum die Beiträge abgeschafft werden sollten, und wie das Land die Kosten zukünftig übernehmen könnte.

Warum sollen die Beiträge jetzt abgeschafft werden? Kämmerling: „Sie werden immer teurer und sind schlichtweg ungerecht. Wir haben festgestellt, dass die Kosten im Straßen- und Tiefbau in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert sind, zwischen den Jahren 2000 und 2018 sind die Kosten beispielsweise um rund 59 Prozent gestiegen. Das führt dazu, dass Grundstückseigentümer bei Baumaßnahmen häufig hohe fünfstellige Beträge bezahlen müssen.“ Das sei insbesondere für Geringverdiener, junge Familien und Rentner eine nicht zu stemmende finanzielle Belastung. Hinzu komme, dass die Kommunen die Grundstückseigentümer unterschiedlich stark an den Kosten beteiligen, mal mit 50, mal sogar mit 80 Prozent der umlegungsfähigen Kosten. Für die Grundlage der Berechnung spielten auch der wirtschaftliche Hintergrund der Betroffenen, die finanzielle Situation und der Wert des Grundstücks keine Rolle. „Dieses Gesetz schafft eine soziale Härte, die wir abschaffen wollen“, sagt Kämmerling.

Die SPD-Landtagsfraktion hatte deshalb im November 2018 einen Gesetzentwurf zur Abschaffung der Straßenausbaubeiträge verabschiedet und in den Landtag eingebracht, der einerseits die betroffenen Bürgerinnen und Bürger entlasten, andererseits aber die Finanzierung der Erneuerung und des Ausbaus kommunaler Straßen sichern soll. „Den Kommunen sollen dadurch keine zusätzlichen Kosten entstehen. Die bisher durch die Grundstückseigentümer geleisteten Kosten sollen deshalb zukünftig vom Land NRW übernommen werden“, erklärt Kämmerling. Insgesamt liegen die Kosten hierfür landesweit derzeit bei 112 bis 127 Millionen Euro jährlich.

Die SPD schlägt eine Straßeninstandhaltungspauschale vor, ähnlich wie die Schul- und Sportpauschale. So bekommen die Kommunen abhängig von ihrer Fläche und der Einwohnerzahl eine pauschale Summe vom Land, mit der sie die Baumaßnahmen im Straßenbau bezahlen können. „Auch andere Bundesländer haben die Straßenausbaubeiträge abgeschafft und auch dort werden selbstverständlich weiterhin kommunale Straßen saniert“, sagt Kämmerling.

Kämmerling sieht die schwarz-gelbe Landesregierung aufgrund des öffentlichen Drucks durch eine Volksinitiative, zahlreiche Zuschriften von Bürgern, Resolutionen und einer Initiative vom Bund der Steuerzahler nun unter Zugzwang, hier nun endlich zu handeln. Ein 5-Punkte-Papier der CDU aus dieser Legislaturperiode wurde abgelehnt, weil es die Probleme nur verlagere, aber nicht löse. Mit dem Vorschlag, die Kommunen zukünftig selber über die Erhebung von Straßenausbaubeiträgen entscheiden zu lassen, würde sich der Gesetzgeber schlichtweg seiner Verantwortung entziehen, kritisiert Kämmerling. Finanzstarke Städte und Gemeinden würden die Beiträge dann abschaffen. Finanzstarke Kommunen würden sie beibehalten zw. Beibehalten müssen. Das sei ungerecht.

Auch berichtete Kämmerling von der vor einigen Wochen stattgefundene Anhörung von Sachverständigen zur Abschaffung von Straßenausbaubeiträgen. „Die Anhörung im Landtag NRW hat gezeigt, dass dringender Handlungsbedarf beim Thema Straßenausbaubeiträge besteht. Die Hängepartie von Ministerin Scharrenbach und der Landesregierung ist den Kommunen in Nordrhein-Westfalen und den Menschen im Land nicht länger zuzumuten. Welche Schicksale die Erhebung der Straßenausbaubeiträge in den betroffenen Anliegern verursacht, wurde eindrücklich von einer Vertreterin einer Bürgerinitiative und einem Bürgermeister geschildert“, erklärt der kommunalpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Durch die Bank hatten sich alle Experten, auch die von den regierungstragenden Fraktionen von CDU und FDP benannten Sachverständigen, für eine einheitliche Regelung im Land ausgesprochen. „Dass sich die Mehrheit der Sachverständigen im Ergebnis gegen eine Abschaffung der Beiträge ausgesprochen hat, ist den Mehrheiten im Parlament geschuldet und bildet nicht die Realität im Land ab. Wir lassen uns davon nicht entmutigen und werden weiter für die Abschaffung der Beiträge kämpfen“, so Stefan Kämmerling.

In knapp 60 Kommunen fordern Stadt- und Gemeinderäte die Landesregierung in Resolutionen auf, die Straßenausbaubeiträge abzuschaffen. Auch in Köln sprechen sich die Kommunalpolitikerinnen und -politiker gegen Straßenausbaubeiträge aus und fordern von der Landesregierung die Abschaffung. „Unser Vorschlag liegt auf dem Tisch und wir bleiben am Ball. Die Landesregierung muss ihre Blockadehaltung beenden und endlich die Interessen der Menschen im Land ernst nehmen“, schloss Kämmerling.

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Bildungscampus für Nippes. Jetzt.

Bildungscampus für Nippes. Jetzt.

Uns liegt unser Veedel am Herzen! Viele Nippeser Kinder müssen für den Besuch einer weiterführenden Schule „ihr Veedel“ verlassen und zum Teil durch die halbe Stadt fahren, weil es nur in einem anderen Stadtteil noch freie Schulplätze gibt.

Die Schüler*innen möchten in ihrem Stadtteil bleiben, wo sie sich sicher und zu Hause fühlen. Schulen müssen Stadtteilschulen sein, mit einer hohen Durchlässigkeit und Zusammenarbeit der Schulformen.

Schon jetzt fehlen viele Schulplätze. Durch den Zuwachs im Clouth- und im Eisenbahnviertel wird sich die Lage noch mehr zuspitzen.

733 Kölner Kinder wurden letztes Jahr von den Gesamtschulen abgewiesen.

Das Argument vieler Realschulen, dass ihnen die hohen Anmeldezahlen Recht geben, ist so nicht zulässig, da viele der Anmeldungen jene der abgewiesenen Kinder der Gesamtschulen sind. Da es verhältnismäßig wenige Hauptschulen gibt und die verbleibenden (zu unrecht) keinen guten Ruf genießen, werden viele Kinder mit einer Hauptschulempfehlung oder einer eingeschränkten Realschulempfehlung an Realschulen angemeldet.

Inklusion an der Gesamtschule. 

Inklusion – ein wichtiger und richtiger Gedanke, der die Forderungen der Genfer Menschenrechtskommissionen umsetzen soll. Und wie sieht das im Moment in der Praxis in Nippes aus? Zu wenig Sonderpädagog*innen, keine Förderräume, kaum Material, keine nachhaltigen Fortbildungen. Die Förderschüler*innen werden den Schulen einfach zahlenmäßig zugewiesen. Weder sie noch die betreffenden Lehrer*innen sind fachlich und persönlich angemessen auf das gemeinsame Lernen vorbereitet. Was bleibt, ist die Überforderung der Lehrer*innen und was noch viel schlimmer ist, die mangelnde Förderung der Schüler*innen.

Das Sparmodel Inklusion wird auf den Schultern der Kinder und Lehrer*innen ausgetragen. Das darf so nicht bleiben!

Wir fordern einen neuen Bildungscampus Nippes mit einer Gesamtschule im Kooperationsverbund mit der Grundschule Bülowstraße und dem Barbara-von-Sell-Berufskolleg.

Gefragt sind insbesondere Gesamtschulen, da sie insbesondere eine enge Verzahnung von Schule, Elternarbeit, Sozialeinrichtungen, Betrieben, Sportvereinen etc. ermöglichen. Gesamtschulen sind ein wichtiger Knotenpunkt für die Bildungsarbeit im Bildungs- und Sozialraum Nippes. Platz für neue Schulen ist rar. Aber die Lösung ist schon vorhanden.

Kein Neubau – sondern eine Neuformation.

Für die Sanierung und den Neubau der Edith-Stein-Realschule gibt es bereits einen Beschluss und Pläne. Die Pläne für die Sanierungen eignen sich gut für das Konzept der Gesamtschule. Durch den Zusammenschluss der kürzlich renovierten und erweiterten Peter-Ustinov-Realschule mit der Edith-Stein-Realschule zu einer Gesamtschule und einem kooperativen Verbund mit dem Barbara-von-Sell-Berufskolleg und der Grundschule Bülowstraße könnten wir zeitnah den Standort Nippes als Bildungscampus umsetzen.

Die Lage ist perfekt. Die Infrastruktur weitestgehend vorhanden. Eine schnelle Umsetzung ist möglich.

Das Gelände ist durch die unmittelbare Nähe zur Haltestelle Neusser Straße/Gürtel optimal an den öffentlichen Straßenverkehr angebunden. Die Stadtteilbibliothek und die Volkshochschule liegt in der direkten Nachbarschaft. Ebenso die große Sportanlage von Nippes12. Alle diese Vorteile machen die Bildungs- und Soziallandschaft in Nippes zu einer echten Stadtteilschullandschaft.

Unser Ziel: Vorhandenes gestalten, statt auf langwierige Bauvorhaben zu setzen.

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Ist Nippes der neue Prenzlauer Berg?

Ist Nippes der neue Prenzlauer Berg?

Köln, wir müssen reden! Report vom 17. Juni 2019

Gastredner: Lutz Heineking

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

„Köln, wir müssen reden“ ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 03.06.2019 durfte „Köln, wir müssen reden“ den Filmproduzenten und Regisseur Lutz Heineking begrüßen. Diskutiert wurde über die stattfindende Gentrifizierung in Köln-Nippes sowie über die Ursachen und Folgen dieser.

Die im Mockumentary Stil gedrehte Serie „Andere Eltern“ handelt, einhergehend mit der Gentrifizierung in Nippes, von Eltern und hoffentlich-bald Eltern. Der Filmemacher spielt in seiner Comedyserie mit den Eitelkeiten der einzelnen Elternpaare und arbeitet sich satirisch an allen schlagzeilenträchtigen Themen der modernen Elternschaft ab: Ernährungsfanatismus, Impfglaubenskriege, Sexualerziehung, Helikoptereltern etc.

Als Gentrifizierung bezeichnet man den sozioökonomischen Strukturwandel großstädtischer Viertel durch eine Attraktivitätssteigerung zugunsten zahlungskräftigerer Eigentümer und Mieter als vorher und deren anschließenden Zuzug. Gentrifizierungsprozesse laufen nach einem typischen Mustern ab: Die Bevölkerung verändert sich, Immobilien werden durch Sanierung aufgewertet, die lokale Infrastruktur passt sich an und schließlich erfährt das Viertel einen symbolischen Wandel. Nippes durchlebt wie Ehrenfeld, Deutz oder Kalk gerade diesen Prozess.

Ein Strukturwandel, wie die Gentrifizierung ihn darstellt, bringt nicht nur Gewinner sondern auch Verlierer hervor. Hier ist es die Aufgabe der Politik, diesen Umbruch moderat zu gestalten, sodass keine Gesellschaftsschicht ausgeschlossen wird. Allerdings stellt die Gentrifizierung nur ein Teilstück des sozioökonomischen Wandels dar. Denn bei einer solchen Veränderung sind mehrere Faktoren neben der Gentrifizierung von Bedeutung. Dazu zählt die sich verändernde Arbeitswelt, der einhergehende Generationenwechsel sowie die allgemeine Veränderung der Gesellschaft die vom Zeitgeist geprägt ist. Dieser Wandel darf nicht pauschal diskreditiert werden, da mit diesem Wandel ein Lernprozess einhergeht, der mit Fortschritt verbunden ist, sodass die Floskel “Neu ist immer besser” In diesem Fall in Teilen konveniert.

Die Antwort auf die Frage, ob Nippes der neue Prenzlauer Berg wird, ist individuell je nach Betroffenheit zu beantworten. Konkret ist aber ein direkter Vergleich irreführend. Denn wenn man die Historie zwischen den beiden Stadtteilen vergleicht, identifiziert man signifikante Unterschiede. Der Stadtteil Prenzlauer Berg wurde nach der Wende sozioökonomisch neu ausgerichtet und am Reißbrett gestaltet. Eine solche Entwicklung widerfuhr Nippes nicht, da Nippes in den letzten Jahrzehnten einen gesunden organischen Wandel durchlief, der bis heute anhält. Jeder Wandel brachte neue Gesellschaftsschichten (Kriegsflüchtlinge, Gastarbeiter, Studenten, Künstler etc.) nach Nippes, die das bestehende Leben innerhalb des Viertels bereicherten und einen prägenden Beitrag für ein lebendiges Viertel schufen.

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Maria 2.0 Ist die katholische Kirche ohne Frauen noch zu retten?

Maria 2.0 Ist die katholische Kirche ohne Frauen noch zu retten?

Köln, wir müssen reden! Report vom 03. Juni 2019

Gastrednerinnen: Doris Bauer und Andrea Laska

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

„Köln, wir müssen reden“ ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 03.06.2019 durfte „Köln, wir müssen reden“ Doris Bauer und Andrea Laska und viele weitere Mitglieder der Sammlungsbewegung Maria 2.0 der St. Agnes Kirche aus dem Agnesviertel in der Kölner Nordstadt begrüßen. Diskutiert wurde über die Beweggründe, Aufgaben und Ziele der Bewegung sowie darüber, ob die Kirche ohne Veränderungen zukunftsfähig sei.

Die Antworten auf die Frage „Ist die Kirche ohne Frauen zu retten?“ sind vielfältig und fallen unterschiedlich aus, je nachdem in welche Zeit man schaut und wessen Handlungen man betrachtet. In der Kirche kommt es auf das „Wie“ an: wichtig ist, ob die Vertreter der Kirche die Gewissensentscheidung des Einzelnen begleiten und auch akzeptieren und respektieren, wenn diese Entscheidung anders ausfällt, als die katholische Lehre es vorgibt. Die Kirche sei dazu da, die persönliche Entwicklung zu unterstützen und den Mensch auf seinem Lebensweg zu begleiten.

Jedoch hilft die Kirche nicht nur bei der Persönlichkeitsentwicklung, sondern zielt nach Meinung der Aktivistinnen der Maria 2.0-Bewegung oft auch auf eine Indoktrinierung. Die Aktivistinnen stehen, anders als die hierarchische und aus heutiger Sicht rückständige lateinische Kirche, für eine offene Kirche ein, die eine Anerkennung auch der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften voraussetzt. Zudem fordern sie die Öffnung der kirchlichen Ämter für Frauen, die eine Lockerung des Zölibats sowie die endgültige Gleichstellung von Mann und Frau. Desweiteren kritisieren die beiden Rednerinnen ausdrücklich die stiefmütterliche Behandlung der Missbrauchsvorfälle in der katholischen Kirche und fordern eine lückenlose Aufklärung dieser.

Die beiden Aktivistinnen zeigten auf, dass sich die Kirche die Frage stellen müsse, wie sie das Sprachrohr des Glaubens bleiben will und nicht belanglos werden möchte. Denn die Macht der Kirche nimmt in Deutschland und der Welt stetig ab. Ohne Gewaltenteilung und Aufgeben von Macht implodiert die Kirche, dadurch nimmt der Einfluss der Kirche ab. Der massive Mitgliederschwund in den Kirchen ist eine Folge dessen. Die Bewegung stellt fest, dass sich in Deutschland keine allgemeine Glaubenskrise sondern eine Kirchenkrise zuträgt: „Die Menschen wollen irgendwo ankommen, finden aber keine Resonanz mehr.“ Diese Krise zeigen die Reaktionen der einzelnen Kirchenverbände eindrucksvoll, die teilweise für die Bewegung keinerlei Akzeptanz zeigen und somit an den alten Strukturen festhalten wollen.

Nach der Diskussionsrunde waren sich alle Anwesenden einig, dass die Frage, ob die Kirche ohne Frauen auskommen würde, gar nicht zur Debatte stünde. Dies zeigen unter anderem Erfahrungsberichte der anwesenden Gäste die bezeugen, dass ohne den ehrenamtlichen Tätigkeiten von Frauen kirchliche Feiern und Unternehmungen nicht mehr zu Stande kämen. Des weiteren wurde deutlich, dass die noch recht junge Bewegung nur mit durchgehender Penetranz und Öffentlichkeitsarbeit auf Dauer etwas zu ihren Gunsten bewirken kann.

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Liegt Finsterdeutschland im Osten?

Liegt Finsterdeutschland im Osten?

Köln, wir müssen reden! Report vom 16. September 2019

Gastredner: Albrecht Schröter, ehem. OB der Stadt Jena

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

„Köln, wir müssen reden“ ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 16.09.2019 durfte „Köln, wir müssen reden“ Albrecht Schröter, den ehemaligen SPD-Oberbürgermeister der Stadt Jena, begrüßen. Diskutiert wurde über die grundlegende Frage, inwiefern der Osten mit dem Westen tangiert und wie wir es schaffen, 30 Jahre nach der friedlichen Revolution, die Wiedervereinigung weiter voran zu bringen.

Der Mauerfall jährt sich dieses Jahr zum 30. Mal und trotzdem ist „der Osten“ immer noch Zielscheibe für Hohn und Spott „aus dem Westen“. Dies empfindet nicht nur der ehemalige OB von Jena Albrecht Schröter als besorgniserregend und ist um Aufklärung bemüht. Denn durch die friedliche Revolution vor 30 Jahren erfuhren die neuen Bundesländer einen radikalen Strukturwandel.

Im Zuge der Vereinigung des politischen sowie ökonomischen Systems und der Öffnung der Grenzen zwischen DDR und BRD wurde das Leben für die Menschen der ehemaligen DDR auf den Kopf gestellt. Das Resultat dieses Wandels waren zahlreiche Auswanderungen von vor allem jungen Menschen in Richtung Westen und massiver Stellenabbau in ehemaligen DDR-Betrieben. Hier wünscht sich Albrecht Schröter mehr Empathie und Verständnis aus den alten Bundesländern und verweist darauf, dass aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung und Globalisierung ein erneuter Strukturwandel der ganzen Republik bevorstehe.

Der Wandel einer Gesellschaft ist die Folge einer sozio-ökonomischen Revolution. Wie vor hundert Jahren, wo durch die Industrialisierung Verwerfungen in der Gesellschaft entstanden, so erleben wir auch heute durch die fortschreitende Digitalisierung/Globalisierung einen erneuten Umbruch in der Gesellschaft. Aufgrund dieses Umbruchs befürchten viele Menschen, von der „modernen Welt“ abgehängt zu werden.

Diese Ängste sind seit jeher Nährboden für Populistische Kräfte. So ist es kein Wunder, dass die AfD vor allem im Osten in den letzten Jahren so erstarkt ist. Es ist jedoch wichtig, dass eine Differenzierung zwischen den AfD-Wählern erfolgt, denn nicht jede/r AfD-Wähler/in ist ein/e Rechtsextremist/in, sondern ein/e Wähler/in, der erhofft, durch „Protestparteien“ (so wie sich die AfD selbst sieht) erhört zu werden, beziehungsweise den regierenden Parteien einen Denkzettel zu verpassen. Allerdings muss man auch aufzeigen, dass auch diese Bürgerinnen und Bürger gewillt sind oder es ihnen gleichgültig ist, Menschen mit rechtextremen Gedankengut oder Faschisten in eine demokratische Institution zu wählen.

Dieser markante Umschwung gepaart mit der Lädierung der DDR-Historie resultierte darin, dass viele Menschen das Gefühl verspürten, dass ihnen die Identität geraubt wurde bzw. ihre Vergangenheit. Dies und die empfundene Arroganz des „Westens“ könnten dazu führen, dass sich „Ostdeutsche“ als Bürger 2. Klasse sehen. Hier muss die Politik anpacken, meint Albrecht Schröter und wünscht sich, dass der Osten mehr in das Bewusstsein der Bundespolitik als auch in der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger gerückt wird. Er betont, dass dazu glaubwürdige Politikerinnen und Politiker unentbehrlich sind, die dieser Aufgabe auch gerecht werden. Denn nichts ist bedrohlicher als eine Institution, die sich Demokratie nennt, von der sich ihre Bürgerinnen und Bürger abgewendet haben. So ist es essenziell, dass wir diese Probleme gemeinsam und entschlossen angehen und dafür sorgen, dass in Zukunft auch dieser Bruch der Vergangenheit angehört.

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