Köln, wir müssen reden! Report vom 08. Oktober 2018

Aktuelle Fragen nach der Moscheeeröffnung

Gastrednerin: Lale Akgün, Dipl.-Psychologin und ehem. SPD-Bundestagsabgeordnete

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

Köln, wir müssen reden. ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 08.10.2018 durfte „Köln, wir müssen reden“ die Diplom-Psychologin und ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Lale Akgün begrüßen. Thema des Abends war die Moschee-eröffnung, die offenbart hat, wie unterschiedlich die Meinungen in der Stadtgesellschaft dazu sind.

Als 2001 DITIB den Bau einer Moschee in Köln beantragte, war es der Beginn einer langen Diskussion darüber, ob eine solche Moschee in Köln gebaut werden könne. Als 2009 der erste Spatenstich erfolgte, gab es inzwischen eine breite gesellschaftliche Zustimmung dafür. Es war auch lange genug um diese Moschee gerungen worden. Letztendlich hatte sich die Stadtgesellschaft dafür eingesetzt und den Bau der Moschee befürwortet.

Die Lage änderte sich erst mit der politischen Situation in der Türkei – das Problem ist auch heute nicht der Bau der Moschee, sondern die Machtausweitung des türkischen Präsidenten Erdogan, so dass DITIB als Trägerverein der Moschee sich zum verlängerten Arm des politischen Islam in Deutschland entwickelte. Diese könne sich, da sie ein Organ der türkischen Religionsbehörde ist, auch nicht von Erdogans Einfluss freimachen. Es sei unbestritten, dass die DITIB, die türkisch-islamische Union, der türkischen Regierung unterstehe und somit auch dem Einfluss Erdogans.

Es helfe jedoch nicht, deswegen alle Muslime zu kritisieren. Ausgrenzung treibe die Menschen nur noch mehr in die Arme von Erdogan oder – durch Angstmache vor dem Islam – der AfD. Stattdessen müssen auch wir uns für einen aufgeklärten, liberalen Islam für in Deutschland lebende Muslime einsetzen. Aufgeklärter Islam basiere auf demokratischen Grundwerten und entstehe aus Diskussionen und Auseinandersetzungen, dieser biete auch Themen wie Minderheitenrechten oder Gleichberechtigung einen Platz. Es gebe viele Muslime in Deutschland, die schon einen aufgeklärten Islam leben, aber von dem lautstarken Auftreten der Vertreter des politischen Islam eingeschüchtert würden.

In der Diskussion wurde mehrmals die Frage gestellt, wie wir die Vertreter eines aufgeklärten Islam unterstützen können, insbesondere in den Schulen die Kinder aus aufgeklärten Familien. Schon liberale Schüler*innen würden von wenigen Erdogan-Unterstützern eingeschüchtert. Auf diese Situation müsse das Schulamt reagieren. Lehrkräfte müssten gestärkt werden und es müsse Fortbildungen für diese veränderte Situation geben, damit Lehrer*innen die aufgeklärten Schüler*innen besser unterstützen können. Es gibt liberale islamische Religions-vereine, die für einen aufgeklärten Islam in Deutschland eintreten. Eine gewichtige Rolle könne auch die vom Innenministerium organisierte Deutsche Islamkonferenz spielen, für einen Neuanfang in der Diskussion um einen deutschen Islam.

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