Köln, wir müssen reden! Report vom 01. Oktober 2018

Denkmalschutz – Fluch oder Segen?

Gastrednerin: Barbara Schock-Werner, Architektin, Kunsthistorikerin, Denkmalpflegerin und Hochschullehrerin

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

Köln, wir müssen reden. ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 01.10.2018 durfte „Köln, wir müssen reden“ die Architektin, Kunsthistorikerin, Denkmalpflegerin und Hochschullehrerin Barbara Schock-Werner begrüßen. Thema des Abends war der Denkmalschutz in Köln und die Frage, welchen Beitrag Denkmalpflege zu einer schönen und lebenswerten Stadt leisten kann.

Eine zentrale Frage war, wozu Denkmalschutz dient und welche Ziele damit erreicht werden sollen. Entscheidend für die Einstufung eines Bauwerkes als Denkmal ist dessen historischer oder architektonischer Wert oder seine Bedeutung für die Bevölkerung. Gebäude wie zum Beispiel das Aurora-Gebäude im Deutzer Hafen oder die Hallen Kalk seien eine Erinnerung an die Vergangenheit der Stadt und daher schutzwürdig.

Welche Gebäude erhalten werden sollten, kann nicht pauschal beantwortet werden. Denkmalschutz könne nicht gemessen und gewogen werden, es sei immer eine Abwägung verschiedener Interessen notwendig. Nicht alle Gebäude einer Zeit müssten erhalten werden, stattdessen solle ein gutes Verhältnis der Repräsentation im Stadtbild gefunden werden – auch das ist eine Abwägungsfrage. Ob der Originalstein erhalten oder ein optisch gleicher Wiederaufbau errichtet werden soll ist international umstritten. In Deutschland herrscht die Ansicht, dass nur gepflegt und nicht rekonstruiert werden soll. Diese Ansicht begrenze Denkmalschutz zu sehr, denn es sei nicht der Stein an sich wichtig, sondern die Idee, die dahintersteht.

Ein Problem in Köln ist, dass Denkmäler nicht gepflegt werden, sondern verfallen – seien es alte Schulen, Wohnhäuser, andere Bauwerke oder Plätze. Ein Beispiel dafür ist der Ebertplatz, der hässlich gemacht worden sei, weil er nicht gepflegt wurde: der Brunnen abgeschaltet, Bänke abgebaut, kaputte Lampen nicht ersetzt. Auch Kölner Schulen, die unter Denkmalschutz stehen, werden nicht so gepflegt, wie es nötig ist. Es würden immer wieder Gutachten und Gegengutachten erstellt, anstatt dass sinnvolle Maßnahmen zügig vorangetrieben würden. Nicht nur daran würde deutlich, dass die Stadt Köln große Schwierigkeiten bei der Denkmalpflege habe. Dabei dürfe nicht aus den Augen verloren werden: Denkmalschutz ist kein Selbstzweck, sondern muss auch den Menschen dienen, die in einer Stadt leben.

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