Sport

Hallo Köln, beweg Dich!

Hallo Köln, beweg Dich!

Köln, wir müssen reden! Report vom 06. Mai 2019

Gastrednerin: Peter Pfeifer, Vorsitzender des Kölner Stadtsportbundes

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

„Köln, wir müssen reden“ ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 06.05.2019 durfte „Köln, wir müssen reden“ Peter Pfeifer, den Vorsitzenden des Kölner Stadtsportbundes, begrüßen. Diskutiert wurde über den Status quo des Stadtsportbundes Köln, sowie über die Chancen und Leistungen, die der Sport in der Stadt Köln bieten kann.

Welchen Stellenwert hat der Sport in Köln? Nach der Auffassung des Vorsitzenden des Kölner Stadtsportbundes Peter Pfeifer keine allzu große. Dies belegt die geringe Wertschätzung, die der Stadtsportbund von der Kölner Koalition erfährt. Die selbsternannte Sportstadt Köln gibt es seiner Auffassung nach nicht, denn abseits von den Entertainment Sportarten/-vereinen wie der 1.FC Köln oder der KEC wird der Breitensport, der die Basis des ganzen bildet, eher als Last als eine Chance wahrgenommen.

Besonders deutlich wird dies beim Thema Integration, hier war und ist der Sport jeher ein Vorreiter. Wo sonst werden Menschen verschiedener kultureller Herkunft und Alters zusammenkommen, um gemeinsam etwas nachzugehen. Dazu kommt das eine faire Behandlung auf allen Seiten essenziell ist, um Sport im Verbund ausüben zu können. Der Sport verbindet nicht nur, sondern stellt auch eindrucksvoll die Weichen für ein gesellschaftliches Zusammenleben. Es ist unabdingbar, dies gebührend anzuerkennen und entsprechend zu fördern, sowie Initiativen zu setzen.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Pilotprojekt „Mitternachtssport“. Dabei handelt es sich um ein nächtliches Sportangebot, welches von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 16 bis 27 Jahren genutzt werden kann. Die Sportjugend Köln bietet mittlerweile 25 Angebote auf dem ganzen Stadtgebiet verteilt an. Die Sportgruppen werden von den Jugendlichen selbst reguliert unter der Aufsicht von qualifizierten Übungsleitern. Dadurch wird allen Beteiligten klar, wie wichtig es ist, sich an Absprachen zu halten, fair miteinander umzugehen und andere mit ihren individuellen Fähigkeiten zu akzeptieren. Durch die Kooperation mit naheliegenden Sportvereinen wird die Möglichkeit geboten, die Sportart über das Angebot hinaus betreiben zu können und in vorhandene Strukturen eingebunden zu werden. Nach Angaben der Polizei ist in den Gegenden, wo das Projekt stattfindet, die Kriminalitätsrate rapide gesunken.

Im Zuge dessen muss sich die Wertschätzung des Ehrenamts steigern. Dies war für alle Anwesenden unbestreitbar, denn man kann nur ein vielfältiges Sportangebot bereitstellen, wenn das dafür notwendige Personal anständig bezahlt wird. Zudem muss generell das Ehrenamt an die heutige Zeit angepasst werden, da die Arbeitswelt sich verändert hat. Aufgrund von schlechter Bezahlung und veralteten Strukturen ist es nicht mehr möglich, eine breite und qualitativ hochwertige Sportauswahl zu bieten. Grade im Zuge der Trendsportarten muss der Vereinssport zusehen, nicht den Anschluss zu verlieren, denn auf lange Sicht kann man mit den Konditionen der privaten Anbieter nicht konkurrieren. Dazu gehört auch ein selbstbewussteres Auftreten der Vereine vor seinen Mitgliedern.

Hinsichtlich des demografischen Wandels sowie des Bevölkerungswachstums in der Stadt Köln ist es umso wichtiger, genügend Plätze für Sportbegeisterte Menschen zu schaffen. Seit letztem Jahr hat die Stadt die Senioren-Beihilfe gestartet, wo für Projekte 127.000€ zur Verfügung stehen. Ein Beispiel ist das Pilotprojekt „Sundaach aktiv!“, welches in der zwölf wöchigen Testphase am Anfang des Jahres, durchweg positiv aufgenommen wurde. Mit dem Programm sollen viele Menschen die Möglichkeit bekommen, Sport(arten) unverbindlich auszuprobieren und sich langfristig für Bewegung zu begeistern. Dabei sollen sie zugleich Kontakt mit den Sportvereinen knüpfen können. Denn aus der ersten Begegnung kann auch ein langfristiges Engagement werden.

Um die potentielle Anzahl an Neu-Mitgliedern auffangen zu können, braucht es zwangsläufig keine neuen Vereine, sondern lediglich eine Überarbeitung der allgemeinen Vereinsstruktur. Dort liegt noch viel ungenutztes Potenzial. Gleiches gilt für die zahlreichen Anlagen und Plätze, die momentan ungenutzt brach liegen und nach einer Sanierung wieder betriebsbereit wären. Vereine bleiben aber auch in Zukunft unabdingbar. Ein Blick Richtung Westen in die USA zeigt das eindrucksvoll. Sportvereine sind die einzigen Institutionen, die es schaffen, Menschen jeglichen Alters und Herkunft zusammenzubringen und sind für eine pulsierende und attraktive Stadt, die Köln sein will, unabdingbar. Sportentwicklung bedeutet auch immer Stadtentwicklung.

Posted by Daniela Richardon in Veranstaltungsberichte, 0 comments