Langzeitaufgabe

Köln, wir müssen reden! Report vom 21. Januar 2019

Köln, wir müssen reden! Report vom 21. Januar 2019

Funktioniert Integration ohne die Flüchtlingsinitiativen?

Gastredner: Wolfgang Schmitz, ehem. WDR-Hörfunkdirektor und Mitglied im Orga-Team der initiative Willkommen in Brück

Ort: Zum Bunten Hund, Bülowstraße 62, Köln-Nippes

„Köln, wir müssen reden“ ist ein vom Landtagsabgeordneten Jochen Ott und der SPD Nippes veranstalteter Kneipentalk. Jeden Montagabend ein neuer Gast und ein neues Thema: Auf 20 Minuten Impulsvortrag folgen 70 Minuten Diskussion in entspannter Atmosphäre – Aktiv mitmachen, Fragen stellen und mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht!

Am 21.01.2019 durfte „Köln, wir müssen reden“ den ehemaligen WDR-Hörfunkdirektor und Mitglied im Orga-Team von Willkommen in Brück, Wolfgang Schmitz, begrüßen. Diskutiert wurde darüber, wie sich die Arbeit der Flüchtlingsinitiativen verändert hat und wie diese zur Integration von Geflüchteten beitragen.

Die simple Antwort auf die Titel-Frage „Funktioniert Integration ohne die Flüchtlingsinitiativen?“ muss „Nein“ lauten. Integration ist eine Langzeitaufgabe, die die gesamte Gesellschaft betrifft. Für deren Gelingen ist eine persönliche Begleitung der Geflüchteten nötig, das kann eine Verwaltung gar nicht leisten.

Jetzt, nach 4 ½ Jahren, gibt es mehr Beratungsmöglichkeiten für Ehrenamtliche und Geflüchtete, es gibt mehr Hilfsbereitschaft und Unterstützung in der Verwaltung, die Prozesse und Verfahren sind bekannt und können dadurch besser bewältigt werden. Auch die Ehrenamtlichen haben in dieser Zeit Erfahrungen und Kompetenzen gesammelt. Die Verbesserungen bei der Unterbringung gehen nur langsam voran. Inzwischen sollen die Großunterkünfte nach und nach aufgegeben werden. Da wegen des kalten Wetters aber wieder mehr Geflüchtete ankommen, müssen momentan wieder die Reserveunterkünfte genutzt werden. Ein weiteres Problem in den von der Stadtverwaltung betriebenen Unterkünften sind fehlende und häufig nicht sonderlich motivierte Sozialarbeiter*innen, ein zu geringer Betreuungsschlüssel und die hohe Fluktuation, so dass den Geflüchteten gleichbleibende Bezugspersonen fehlen. In einigen Unterkünften gibt es nur für einen halben Tag pro Woche Betreuung durch eine*n Sozialarbeiter*in, das reicht nicht aus für gelingende Integrationsarbeit. Problem sind auch unklare Zuständigkeiten, ein Beispiel dafür ist, dass es in einigen Unterkünften trotz langanhaltender Bemühungen kein WLan gibt. Dabei scheint für die beteiligten Stellen zu gelten: Alle reden mit, keiner trägt die Verantwortung.

Die Arbeit der Flüchtlingsinitiativen ist heute anders, als sie vor 4 Jahren war. Zu Beginn waren sie wörtliche „Willkommens-Initiativen“, die das erste Ankommen, Kleidung und Nahrung für Geflüchtete organisiert haben. Danach ging es um Hilfe im Asylverfahren und die Unterstützung beim Spracherwerb. Heute geht es vermehrt um Teilhabeangebote und darum, Zugänge zu Teilhabe zu verschaffen, die vielen sonst verschlossen blieben. Im Mittelpunkt steht die Begleitung Einzelner in Richtung Ausbildung und Beruf, die Hilfe dabei, eine private Wohnung zu finden, sowie bei der Familienzusammenführung. All das hat einen großen Anteil daran, ob Integration gelingt, aber die Hürden sind besonders für die Familienzusammenführung hoch.

Was kann nur das Ehrenamt und was muss das Ehrenamt gerade auch noch leisten, was eigentlich auch die Hauptamtlichen könnten? Es birgt immer noch Schwierigkeiten, wenn an einer Entscheidung mehrere Stellen beteiligt sind, die nicht ausreichend miteinander kommunizieren. Amtsgänge funktionieren in der Regel nicht ohne Begleitung durch Ehrenamtliche, das müsste eigentlich anders sein. Darauf verwenden die Ehrenamtlichen viel Zeit, die auch an anderer Stelle eingesetzt werden könnte. Gebraucht werden die Ehrenamtlichen bei der Begleitung Einzelner auf einem längeren Weg, wie zum Beispiel bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einer Wohnung. Das kann die Verwaltung nicht leisten und das ist bei jetziger Besetzung auch den Sozialarbeiter*innen nicht möglich, so dass darin die Hauptaufgabe der Ehrenamtlichen in den Flüchtlingsinitiativen zu sehen ist. Dazu kommen kleinteilige Aufgaben wie zum Beispiel die Betreuung bei Hausaufgaben, Vorbereitung von Prüfungen, Freizeitangebote. Ein weiteres Problem ist bei vielen Familien auch, die Frauen auf dem Weg mitzunehmen, beispielsweise bei Sprachkursen.

Posted by Daniela Richardon in Veranstaltungsberichte, 0 comments